BWV 467 Ich lass dich nicht
  
1.
Ich lass dich nicht,
du musst mein Jesus bleiben,
will herbe Not,
Welt, Höll und Tod
mich aus dem Feld beständger Treue treiben?
Nur her, ich halte mich,
mein starker Held, an dich;
hör, was die Seele spricht:
Du musst mein Jesus bleiben.
Ich lass dich nicht. Ich lass dich nicht.
  
2.
Ich lass dich nicht,
du musst mein Jesus bleiben,
du allerhöchste Liebe,
wenn Zweifel sich
setzt wider mich;
ich weiß, wie dich die keusche Flamme triebe.
Du trugest Schuld und Pein,
sollt ich verurteilt sein
an deinem Weltgericht,
du allerhöchste Liebe?
Ich lass dich nicht. Ich lass dich nicht.
  
3.
Ich lass dich nicht,
du süße Seelenstärke,
die mich erlabt,
mit Kraft begabt,
wenn ich in mir des Kreuzes Ohnmacht merke
macht mich der Krankheit Ach
durch Schmerzensnächte schwach,
die frische Seele spricht:
0 Jesu, meine Stärke,
ich lass dich nicht. Ich lass dich nicht.
  
4.
Ich lass dich nicht,
mein Helfer in den Nöten,
leg Joch auf Joch, ich hoffe doch,
auch wenn es scheint, als wolltest du mich töten.
Machs wie du willt mit mir,
ich weiche nicht von dir.
Verstelle dein Gesicht,
mein Helfer in den Nöten!
Ich lass dich nicht. Ich lass dich nicht
  
5.
Ich lass dich nicht,
soll ich den Segen lassen?
Mein Jesu, nein,
du bleibest mein,
dich halt ich noch, wenn ich nichts mehr kann fassen.
Nach kurzer Nächte Lauf
geht mir der Segen auf
von dir, dem Segenslicht.
Sollt ich den Segen lassen?
Ich lass dich nicht. Ich lass dich nicht
  
6.
Ich lass dich nicht,
führ mich nach deinem Willen,
ich folge nach
durch Wohl und Ach,
dein weiser Schluss kann allen Kummer stillen.
Dir, Lilge, hang ich an
und achte keine Bahn,
wo mich die Distel sticht,
führ mich nach deinem Willen.
Ich lass dich nicht. Ich lass dich nicht.
  
7.
Ich lass dich nicht,
auch in dem Schoß der Freuden;
denn wenn ich mich
seh ohne dich,
so ist die Lust mir eine Wermutweide.
Mir graut für ihrer Kost,
wenn nicht von deinem Trost
mein Herz durchsüßet spricht
auch in dem Schoß der Freude:
Ich lass dich nicht, ich lass dich nicht.
  
8.
Ich lass dich nicht,
was will die Hölle haben?
Herr, ich bin dein,
wie kann ich sein
als deine Taube bei verdammten Raben?
Mich reiniget dein Blut.
Was drohet denn mit Glut
ihr rauchendes Gesicht?
Was will die Hölle haben?
Ich lass dich nicht. Ich lass dich nicht.
  
9.
Ich lass dich nicht,
mein Gott! mein Herr! mein Leben!
Mich reißt das Grab
von dir nicht ab,
der du dich hast für mich in Tod gegeben.
Du starbst aus Liebe mir,
ich sag in Liebe dir,
auch wenn mein Herz zerbricht:
Mein Gott! mein Herr! mein Leben!
Ich lass dich nicht. Ich lass dich nicht.

Besetzung Continuo
Entstehungszeit 1736
Text Wolfgang Christoph Dreßler 1692
Bemerkungen Schemelli Gesangbuch Nr. 734, NBA Nr. 51

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Text provided by Joachim Vogelsänger